Sonntag, 17. Mai 2015
Es ist 9:12 Uhr und ich bin 25 Stunden ohne schlaf, obwohl die Nacht davor auch kurz war. Seit drei Stunden versuche ich etwas zu schlafen, aber durch Cola ist mein koffeinlevel so hoch. Und da ich merke, wie ich Empfindungen schöner Tage und Momente am besten zeitnah festhalte, nutze ich die Zeit bis zum aufstehen sinnvoll.
Gestern war hier beim JPF der Poetry slam, der hier in die dritte Runde ging. Schon vor dem Abend traf ich auf Paul, einem professionellen slammer aus Kiel. Der 21 jährige ist sympathisch und ein Kerl wie alle anderen. So konnte ich es nicht lassen, ihn zu fragen ob er meinen Text durchlesen wollte- und er sagte ja.
Viele sagen mir, dass meine Texte ihnen gefallen, witzigerweise glaube ich positiver Kritik lieber, wenn auch Verbesserungsvorschläge dabei sind- schließlich sind meine Texte nicht perfekt. Paul jedenfalls war von meinem Text sehr beeindruckt, gab mir ein paar Tipps und Anregungen, die ihm so einfielen. Dabei redete er, wie eine Freundin es nannte, auf fünf verschiedenen Ebenen und so schnell, dass es anspruchsvoll war, inhaltlich mitzubekommen. Paul ist klug. Er hinterfragt alles drei mal, er will fragen aufwerfen und zum denken anregen. Mit der besagten Freundin diskutierte er eine Stunde inhaltlich über ihren slam obwohl er ihr Thema davor nicht kannte.
Schon zwei Stunden vor dem Auftritt fing das lampenfieber an. Doch dieses mal war ich mir meiner Sache sehr viel sicherer als das Jahr zuvor und ich verspürte Vorfreude. Überrascht war ich am Ende von mir- wie ruhig und langsam ich diesen Text vortragen konnte; und wie deutlich ich mit meiner eher nuscheligen Aussprache redete.
Am Ende verfehlte ich das treppchen knapp- was mich einen Moment lang traurig stimmte. Aber Platz vier, entschied ich, bedeutete auch sehr gut zu sein. Welcher nun Platz eins oder drei ist, hat auch etwas mit Geschmack zu tun- und die anderen slammer verdienen ohne Frage ihren Preis. Was einen eh fast noch mehr freut als die Bewertung, ist das persönliche Lob.
(Meine Hände fallen ab, Handy Tastatur und so)

Letztes Jahr hatte ich die falsche Redaktion erwischt, doch dieses mal war es perfekt. Generell lebte ich gemäß dem Motto "nichts bereuen " und war überrascht, wie offen, freundlich und extrovertiert ich diese fremden Menschen behandelte, die alle so auf einer Wellenlänge liegen. Um ehrlich zu sein, wäre ich genauso gerne immer.
Überrascht war ich auch, wie ich um 6 Uhr morgens immer noch gute Laune haben kann und die Bereitschaft, noch etwas zu lesen oder schreiben, obwohl jeder normale Mensch sich lieber ins Bett verkrümeln möchte. Aber der JPF ist halt nicht normal, sondern außergewöhnlich toll.
Gelernt habe ich viel. Wie ich Menschen für eine Umfrage anspreche (möglichst spontan) , wie ich Interview Fragen stelle, wie ich Texte so schreibe, dass sie lebendig sind (handelnde Verben und wenig füllwörter) und wie wenig sätze 1400 Zeichen für eine titelstory sind.
Der JPF zeigt mir, dass schreiben echt etwas für mich ist.

(Rechtschreibfehler werden später verbessert) vielleicht kommt noch ein Teil zwei. Vielleicht werde ich morgen auch darüber schreiben, wie wahnsinnig unsinnig es ist, mit massivem schlafmangel drei Referate auf einmal halten zu müssen xD
Blue: )


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