Dienstag, 8. Juli 2014
Womit kann man 888 Tage bloggen besser feiern, als mit einem Slam?
Kann man sicher, muss man aber nicht ;)

DANKE für 888 Tage lesen, kommentieren, mitfühlen, lachen, kopfschütteln.
DANKE für 888 Tage "Freundschaft" und "Treue".
DANKE für 888 Tage Interesse und Dasein.
DANKE für 888 Tage genug Lesestoff.

Schnelle Welt.

Ich steh hier.
Und die Welt dreht sich und dreht sich schneller und auch du drehst dich und drehst dich schneller und fängst an zu laufen und läufst immer schneller und alle fang an zu laufen und laufen noch schneller und beginnen zu rennen und überschlagen sich fast.
Und ich? Ich steh hier.
Und während die Welt sich schneller dreht und du dich mit ihr schneller drehst und anfängst zu laufen und alle rennen und sich fast überschlagen, währenddessen stehe ich hier. Nichts weiter.
Und ich stehe und schaue zu.
Wie jeder, der sich dreht und läuft und rennt und sich dabei fast überschlägt, doch den Blick für die kleinen Momente verloren hat. Denn die, die sich drehen, geht’s darum alles zu sehen und die die laufen, woll’n überall sein und die, die rennen nie Letzter, und wenn sie sich dabei überschlagen.
Und ich? Ich steh hier und schaue zu. Nichts weiter.
Und wenn du sie fragst, was sie alles gesehen haben und wo sie waren und dabei nie Letzter, so ist ihre Antwort bedeutungslos. Denn was sie sahen, das sahen sie nicht für sich sondern nur um es gesehen zu haben, doch ihre Augen waren blind. Und wo sie waren, waren sie nur, um zu prahlen, sie hätten die Welt gesehen, doch eigentlich haben sie es nicht, denn ihr Herz war anderswo.

Und manchmal.
Manchmal, wenn ich da stehe und schaue und nichts weiter tu, da würde ich gerne die Welt anhalten. Nur für meine Minute.
Sodass alle, die sich drehen und laufen und rennen und sich dabei fast überschlagen, still stehen.
So wie ich.
Das sie stehen und genau hinschauen. Auf die kleine Blume am Wegesrand zum Beispiel. Oder auf das fröhliche, lachende Kind, oder die Sonne und den Himmel. Und wenn sie stehen, sich nicht drehen und ganz genau sehen, da sollen sie merken, sie sehen viel mehr stehend als drehend und laufend. Und das es auch auf Kleinigkeiten ankommt.
Viel mehr, als auf den Rest.
Und die, die laufen oder rennen, überall waren und die Welt nicht sehen, sollen merken, dass es nicht reicht, überall gewesen zu sein, dass es darum geht, was man daraus macht. Freundschaften zum Beispiel. Liebe. Und Leid. Dass es darum geht zu teilen und zu geben und nicht nur zu nehmen. Und wenn man seine Welt teilt, so wird man auch von einer fremden Welt etwas mitnehmen und dadurch etwas verändern.
Und außerdem: Wenn du rennst um nicht Letzter zu sein und dich dabei fast überschlägst: Woher weißt du, dass du in die richtige Richtung läufst? Weil es alle tun? Bist du alle? Denn wer dem Sonnenaufgang entgegenläuft, der verpasst den Sonnenuntergang, und wer mit der Gondel den Berg hochfährt wird ihn nie bezwingen. Und sowieso werden die Letzten die Ersten sein. Weil es darum geht den Moment zu leben, damit man später etwas fühlt, wenn man seine Welt mit anderen Menschen teilt.
Also, lasst und aufhören uns zu drehen und zu laufen, zu rennen und uns dabei fast zu überschlagen, lasst und stehen und sehen, und teilen, um dann zu bekommen. Dann bekommen wir Erinnerungen, die so lebendig sind, wie wir es waren an diesem Augenblick. Erinnerungen, die das Leben an grauen Tagen bunter macht, Erinnerungen, die nur uns gehören und niemandem sonst. Und vor allem, Erinnerungen, die uns daran erinnern, was Leben ist und wie das geht. Erinnerungen, die dazu aufrufen, neue zu schaffen.
Lasst uns leben, um zu leben, nicht um zu prahlen und zu erinnern.

Lasst uns stehen bleiben, nur für eine Minute.



In dem Sinne: Lasst uns nicht nur bloggen, sondern auch leben. Worüber sollten wir sonst schreiben?
Lasst uns leben, nur ein Leben lang.
Blue <3


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