Montag, 27. Juni 2016
Heyho, hier ist die Reizwortgeschichte zu den Worten von Stille. Noch so lang wie die erste, dafür gibt es möglicherweise noch eine Fortsetzung :)

Wörter: Babyklappe – Turm – zinnober – Schwester – Analyse

Ritter bleibt Ritter

Kunibert Sittlich saß in seiner Lieblingsbar und schlürfte sein fünftes Bier. Er saß da, wie er jeden Tag dort saß, zu jeder Tageszeit und Bier schlürfte. Der Wirt hatte Kuniberts Platz dauerhaft für ihn reserviert, doch Kunibert war der erste Gast, der kam und der letzte, der ging, sodass ihm niemals ein anderer Gast seinen Platz streitig gemacht hätte. Die Hälfte des Umsatzes vom „Zum goldenen Hengst“ verdiente der Wirt mit Kunibert. Während die kleine, alte Bar tagesüber sterbensleer war, füllten sich die heruntergekommenen Stühle am Abend restlos, denn „Zum goldenen Hengst“ war die einzige Bar in einem Umkreis von 100 Kilometern. Sie hatte genau sechs Stühle und sechs Stammgäste, einer von ihnen war Kunibert. Es gab nur eine Sorte Bier in der kleinen Kneipe und auch keine anderen Getränke. Die in die Jahre gekommene Kneipe bot einen Sammelplatz für Verlierer, Alkoholiker und gescheiterte Existenzen. Ritter Kunibert Sittlich war alles davon.

Es war einmal ein Ritter, der hieß Kunibert Sittlich. In guten Zeiten saß er abends im „Zum goldenen Hengst“, welches auch einmal gute Zeiten hatte, und erzählte über einem Bier von seinen neusten Abenteuern. Von Drachen und bösen Zauberern und weit entfernten Königreichen. Kunibert saß damals da, in seiner blankgeputzten, silbernen Ritterrüstung und strahlte mit der kleinen Bar um die Wette. Die Reklameschrift über dem Hauseingang leuchtete in neongrün und der Metallhengst auf dem Dach war herausgeputzt. Innen standen sechs Stühle, die zu ihrer Zeit noch neu waren an neuen Tischen, die ebenso wie der Tresen aus Holz waren, wie das so im Wilden Westen halt war. Die Wände waren zinnoberfarben gestrichen und kalte Neonleuchten brachten schummriges Licht in die Kneipe. Hinter dem Haus standen Paddocks für die Ritterpferde mit köstlichem Heu und frischen Wasser für die treuen Arbeitstiere.

So wie die Bar langsam verstaubte und alterte, alterte auch der Wirt hinter dem Tresen und so verstaubten auch seine sechs Stammgäste. Der Postbote der Stadt, der immer den neusten Tratsch erzählte, erkrankte an Krebs, der Landwirt, der die Stadt mit Gedreideprodukten versorgte, bekam einen Bandscheibenvorfall, der Oberschulrat erblindete mit der Zeit, dem Sänger seine Stimme wurde heiser und krächzend, der Gauner verlor an Geschick und Schnelligkeit und Kunibert, der Ritter- er litt seit ewigen Jahren an einem gebrochenen Herzen. Seine Frau, die er jahrelang umworben und geschmeichelt hat, bis sie der Vermählung zustimmte, war die schönste Frau in der Stadt und klug noch dazu. Doch als der stolze Ritter nach einigen Jahren fast das ganze Jahr über unterwegs war, um das Böse der Welt zu bekämpfen, reichte sie die Scheidung ein. Sie verliebte sich in einen Händler, mit dem sie fortan auf Reisen durch den ganzen wilden Westen war und das fahrende Leben liebte. Die Trennung von Ritter Kunibert war damals wirklich ein Skandal, denn eine schwangere Frau verließ ihren Mann nicht und legte schon gar nicht- so erzählten es Gerüchte- das neugeborene Kind in eine Babyklappe. Das war vor 17 Jahren.
Seitdem verstaubte die Bar und verstaubte immer mehr, drei Buchstaben der Leuchtreklame strahlten noch Neonlicht in die Nacht, der Hengst auf dem Dach saß mitgenommen aus: zahlreiche Stürme und Vogelkot hatten ihm zugesetzt. Die holzigen Tische und Stühle im Inneren von „Zum goldenen Hengst“ waren voller Kerben und abgenutzten Ecken und gekritzelten Sprüchen nach zu viel Alkohol. Die Farbe an der Wand mehr schmutzig-braun als zinnober. In der Kneipe passierte Tag für Tag das gleiche, nur die steigende Flickenanzahl an Kuniberts Hose und die Löcher in seinem T-Shirt sowie die ergrauenden Haare deuteten darauf hin, dass die Zeit auch in der Kneipe nicht stehen blieb. Doch heute sollte kein Tag sein wie jeder andere.

Es war gegen zwölf Uhr, als der Postbote die Tür der Kneipe aufschlug, sodass die fast aus ihren Angeln flog und schrie:
Postbote: „Ich hab da was gehört, ich hab da war gehört, OMG, das ist echt der Hammer, so einen tollen Tratsch hatte ich schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr! Hört alle zu! Hinter den sieben Bergen und hinter sieben Tälern, etwas sieben Meilen entfernt von hier, da wird eine junge Frau gefangen gehalten in einem Turm. Dieses Mädchen, so erzählt man, sei bildschön, so wie man es noch nicht gesehen hat. Ritter Sittlich, du musst sie retten, das ist ein neues Abenteuer für dich!“
Der Wirt war verwirrt und hielt seinen Zeigefinger in die Luft und sprach:
Wirt: „Mooooment, seid kurz mal still, ich muss verarbeiten, was du gesagt hast. …. Okay, verstanden. Kommt gar nicht in Frage, ich gehe ja Pleite, wenn Kunibert nicht mehr hier ist, ihr anderen trinkt ja nichts mehr außer diesem schrecklichen Malzbier, dass ihr euch selber mitbringt, weil ich kein Malzbier verkaufe! Ritter, sag du doch auch was!“
Ritter: hat nicht zugehört und schweigt.

Der Postbote redet weiter und der Ritter hörte weiter nicht zu und der Postbote erzählte alle Details über die junge Frau und erfindet noch gut ein Dutzend hinzu. Und er redet, bis es irgendwann Abend ist und sich die Stammtischplätze der Kneipe füllen und sich zudem ein paar Straßenhändler an den Tresen setzen, angezogen von dem spannenden Gerücht. Und so erzählte der Postbote die Gerüchte von neuem und die Gäste waren sich einig, dass das Mädchen gerettet werden musste. Und da diese Aufgabe gewöhnlich von Rittern übernommen wurde und Kunibert der einzige und letzte Ritter im ganzen westlichen Distrikt vom Wilden Westen war, stand die Traube von Gästen bald vor Kunibert. Und sie beschwatzten ihn, er möge doch das arme Mädchen retten. Und sie beschwatzten ihn die ganze Nacht und als der Wirt um 2 Uhr nachts wie immer die Bar schließen wollte, weigerten sich die Gäste zu gehen, ehe der Ritter versprach, dass Mädchen zu befreien. Und Kunibert weigerte sich und die Gäste beschwatzten ihn weiter und um drei Uhr flehte auch der Wirt Kunibert an, er solle das Mädchen befreien, denn er wollte endlich schlafen gehen und um halb fünf stimmte Kunibert schließlich entnervt zu, denn die Gäste versperrten ihm den Ausgang und er musste so langsam auf die Toilette und das Plumpsklo war außerhalb der Kneipe und außerdem konnte er ihr Gerede nicht mehr hören.

Ritter: „Okay, ich mach’s“. Schrie Kunibert. Die Gäste jubelten. Der Wirt scheuchte alle vor die Tür und legte sich ins Bett. Der Ritter wankte in seine Hütte und nüchterte zwei Tage lang aus. Dann fing er an, Vorbereitungen für seine Reise zu treffen. Zuerst besuchte er seine Schwester und ließ sich von ihr mit reichlich leckerer Verpflegung ausstatten. Er putzte Sattel und Trense und lieh sich einen jungen, ausdauernden Schimmel. Schließlich legte er sein Schwert und seine alte Rüstung bereit.

Zwei Wochen nachdem er dem Abenteuer zugestimmt hatte, war es soweit: Morgen sollte es losgehen. Vor den anderen zeigte sich Kunibert mürrisch und wortkarg, doch nach langem Nachdenken und einer genauen Analyse der Situation, stellte er zwei Sachen fest: 1. Er war wirklich der einzige Ritter, der dem gefangenen Mädchen helfen konnte und 2. Das war eben seine Aufgabe, denn Ritter blieb nun mal Ritter. Und ganz heimlich freute sich Ritter Sittlich doch ein wenig auf sein neues Abenteuer.


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Dienstag, 7. Juni 2016
verwendete Worte:
Schreibschrift - unübertrefflich - Gürtel - Schokolade – schieben
[bin mir nicht sicher, ob die Geschichte einen Logikfehler hat. Was meint ihr?]

Tag aller Tage

Es war ein kühler Sommermorgen, doch es versprach sehr warm zu werden. Schon die vergangenen Tage war es geradezu unausstehlich heiß, die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel herab und erwärmte die Luft. Sie hoffte, es würde am Abend regnen oder gar gewittern, denn das würde zumindest für einige Stunden die Temperaturen senken. Sie würde für einige Stunden das Haus verlassen können, ohne schon auf der Türschwelle in Schweißausbrüche zu geraten, die ihr Make-up verlaufen ließen. Noch aber war es kühl, sie fröstelte sogar ein wenig in ihrer rosafarbenen, kurzen Schlafanzughose und dem knallengen, roten Top. Doch das nahm sie fast gar nicht wahr, denn heute war ihr Tag. Der Tag aller Tage. Das Ende ihrer Sehnsucht. Der Anfang ihres Lebens. Heute würde es sich entscheiden. Alles.

In ihrer schönsten Schreibschrift formulierte sie vor Wochen die Einladungen. Unendliche Versuche kostete es sie, die richtigen Worte zu finden, und diese in der richtigen Reihenfolge, an den richtigen Ort zu setzen. Ihre Worte mussten wohldurchdacht sein, jeder einzelne Begriff wurde sorgsam auf seine Eignung überprüft, mehrmals. Dann endlich war sie zufrieden und schrieb mit ihrem teuersten Füller mit dunkelblauer Tinte die Einladung auf wertvolles Papier. Wort für Wort, sorgsam. Kein Rechtschreibfehler, kein Patzer in der Schönschrift, kein Tintenkleks. Sie schrieb die Worte nicht, sie zeichnete sie, mit kunstvollen Bögen und dezenten Serifen, ein wenig verspielt, aber nicht zu sehr, zugleich erhaben, elegant. Vierzig Einladungen, vierzig kleine Kunstwerke, alle perfekt, voneinander kaum zu unterscheiden, schrieb sie in unendlicher Geduld in unendlich langen Tagen und unendlich langen Nächten. Die Karten steckte sie sorgsam in rosenrote Umschläge, auf denen vierzig verschiedene Adressen in der gleichen, kunstvollen Schrift geschrieben wurden. Es waren diese Umschläge, die man verschloss, in dem man sie mit Spucke befeuchtete. Vierzig Mal schloss sie die Augen, als ihre Zunge den bitter-giftig schmeckenden Klebestreifen der Umschläge berührte, vierzig Mal schluckte sie den Geschmack so schnell es ging hinunter. Die vierzig Einladungen in Umschlägen beklebte sie vierzig Mal mit selbstklebenden Briefmarken, für die sie lächerliche 32 Euro ausgegeben hatte, lächerlich wenig im Vergleich zum Geldwert des Papieres. Die vierzig Einladungen in Umschlägen mit Briefmarken gab sie höchstpersönlich in der Post ab, um sicher zu gehen, dass alle schnellst möglich ankommen werden. Briefkästen waren ihr noch nie geheuer- dort konnte sicher leicht ein Brief verloren gehen, und dies durfte unter keinen Umständen passieren.

Sie war aufgeregt, heute, am alles entscheidenden Tag und lief barfuß aus ihrem Schlafzimmer in die Küche, um sich einen kalten Kakao aus Fair-Trade Kakaopulver – drei gehäufte Teelöffel – und Frischmilch zu machen. Normalerweise trank sie ihren Kakao heiß, das Pulver löste sich besser in der warmen Milch und sie genoss das Gefühl, dass sie durchfuhr, wenn der Kakao durch ihre Kehle floss. Doch dazu war es heute einfach zu warm. Während sie wartete, dass sich die letzten Kakaopulverklumpen in der Milch lösten, schnitt sie Obst – eine halbe Banane, einen halben Apfel, einen Pfirsich, drei Erdbeeren – in kleine Stücke und schichtete die Obstsorten getrennt voneinander übereinander in eine schmale, aber hohe Müslischale, die an eine sehr breite Tasse erinnerte. Über das Obst löffelte sie eine Bodendecke weißen Biojogurt, auf den sie etwas Zimt streute. Eine halbe Erdbeere ganz obendrauf- perfekt. Regelmäßig war es ihr fast zu schade, ihr Frühstück auch wirklich aufzuessen, so wunderschön sah es aus, so vollendet, so perfekt. Und sie dachte daran, wie komisch es war, dass sie in all den Jahren sich nie von ihrem Lieblingsgetränk, dem Kakao, lösen konnte, obwohl sie ja eigentlich gar keine Schokolade mochte. Der Kakao war alles, was von ihrem alten Ich übrig blieb. Der Kakao war das einzige, was nicht in ihr teures Leben passte, auch dann nicht, wenn er doch Fair-Trade war. Reiche Leute trinken Kaffee zum Frühstück, richtig teure Kaffeebohnen, die sie selbst in ihrer Luxuskaffeemaschine mahlen lassen. Sie mochte keinen Kaffee.

Sie setzte sich an den weißen Tisch, dessen Oberfläche vor Sauberkeit glänzte und löffelte ihren Obstsalat, während sie aus dem Fenster schaute und die Stadt betrachtete. Es war früh am Morgen, viel zu früh, sogar zu früh für sie, die eine leidenschaftliche Frühaufsteherin war. Für gewöhnlich hatte sie bevor die Stadt erwachte schon eine halbe Stunde gejoggt, hatte Brötchen gekauft und frische Milch, hatte geduscht und sich angezogen und gefrühstückt. Fertig mit frühstücken war sie meistens gegen halb acht. Heute würde sie nicht joggen, weder die kleine Runde um den Block, noch die große Runde im Park. Sie frühstückte extra langsam, wusste nichts mit der Zeit anzufangen, die ihr noch blieb, bevor ihr großer Moment kommen sollte, wusste nicht, wie sie nicht verrückt werden sollte vor Aufregung und ließ so jeden Löffel Obstsalat genüsslich in ihrem Mund verschwinden. Sie kaute sorgsam, langsam, schindete Zeit. Sie kratzte sogar die Schüssel sauber, etwas, was sie normalerweise vermeiden würde. Sie hatte es nicht nötig, jeden Krümel aufzulecken. Nicht mehr. Danach trank sie den Kakao, zügig. Kakao konnte sie einfach nicht langsam trinken. Der schmeckte besser, wenn man viel davon im Mund hatte. Sie vertrödelte drei Stunden damit, ihre Finger- und Fußnägel mit einem Dunkelrotton zu lackieren, in drei Schichten, in aller Ruhe und aller Perfektion.

Sie wusste schon seit drei Monaten, was sie heute tragen würde: Das weiße Kleid, ärmellos, vorne aufreizend ausgeschnitten, hinten rückenfrei. Dafür war es unten nicht zu kurz, sondern reiche ihr bis über die Knie. Das war ihr wichtig, denn ihre Knie voller Narben sprachen von einer turbulenten Kindheit, von dem Hinfallen beim Fangenspielen und bei Wettläufen durch die Stadt. Das passte nicht zu ihr, nicht heute. Das Kleid war aus dünnem Stoff, Spitze. Sie drehte sich und beglückwünschte sich zum tausendsten Mal zu ihrem Kauf: Das Kleid war so wunderschön, es schmiegte sich an ihren Körper, es war perfekt. Sie hatte es eigens für diesen Tag gekauft, in einer Boutique, in die selbst sie sich noch nicht getraut hatte, aus Ehrfurcht vor den Preisen. Sie wird das Kleid heute ein einziges Mal tragen. Sie suchte in ihrem Kleiderschrank nach dem dünnen, roten Gürtel, der einen Akzent zu ihrem schlichten Kleid bieten sollte und als Farbtupfer zu ihren perfekt manikürten roten Fingernägeln passte. Sie zog die silberne Schnalle des Gürtels zu, er lag leicht auf ihrer Taille, als wäre er für das Kleid gemacht. Mit freudig zitternden Händen öffnete sie die Schatulle, in der sie den wenigen kostbaren Schmuck ihrer Mutter verwahrte und strich mit ihren Fingerkuppen über eine schlichte Kette mit einem Diamanten-Anhänger und den Ohrsteckern mit dem roten Edelstein. Diese wird sie heute tragen. Ihr schlichtes Make-up würde sie später richten, es blieb ihr noch gut eine Stunde, bis ihr Taxi sie auf den Weg bringen sollte.

Das Taxi kam pünktlich gegen Mittag, als die Sonne die Stadt in eine Sauna verwandelte. Sie trat aus ihrer Wohnung mit Blick auf die Elbe, ging aus dem ersten Stock die fünfzehn Treppenstufen zu Fuß hinunter, öffnete die Haustür und stöhnte aufgrund der Hitze, die ihr wie eine Wand entgegenschlug. Heiß und unerbittlich. Zügig lief sie auf den Dreizentimeter-Stöckelschuhen dem Taxi entgegen, begrüßte den Fahrer und nahm ihre rote Designerhandtasche auf ihren Schoß. Sie setzte sich auf die Rückbank des Taxis, wie um dem Fahrer zu signalisieren, er möchte sie nicht ansprechen, nur das dieser das Signal meist nicht erkannte. Sie ließ ihn reden und schaute aus dem Fenster, groß und laut und dreckig lag die Stadt vor ihr, die sie liebte.

Sie kam eine halbe Stunde zu früh an. Problemlos und ohne Stau fuhr das Taxi sie durch die Speicherstadt, links und rechts von ihr die großen Lagerhäuser, und weiter durch die modernen und architektonisch experimentellen Wolkenkratzer beim Überseequartier in der neuen Hafencity. Neuste Bürohäuser stehen neben Baugruben, die Elbe ist von hieraus niemals weit. Der Wolkenkratzer, den sie betritt, bietet in den oberen Stockwerken einen unvorstellbaren Ausblick, besonders bei Sonnenuntergang. Sie betrat das Gebäude durch die Vordertür, eine Schiebetür, die sie selber bedienen musste, da die Automatik seit ein paar Tagen kaputt war und die Techniker erst in sechs Tagen kommen werden. Also schob sie die Tür auf und spürte wie die kühle Ventilatorluft ihr entgegenwehte und sie wohlwollend umgab. Mit dem Aufzug fuhr sie in den siebten Stock, mit ihrer Mitarbeiterkarte öffnete sie dort ihre Bürotür. Sie checkte nur kurz ihre Mails, sog den süßlichen Duft ein, den ihr Duftspender versprühte. Besah sich in ihrem Handspiegel: Make-up: check. Frisur: check. Das Kleid saß noch immer perfekt. Es konnte losgehen.

Es war ruhig und merkwürdig verlassen auf ihrer Etage, besonders für einen Dienstag. Die anderen Etagen sind vermutlich genauso leer, dachte sie. Es lag bestimmt daran, dass die Feier auf der Dachterrasse stattfinden würde. Wer wohl schon da war? Sie fuhr weitere fünf Stockwerke mit dem Aufzug nach oben, stieg aus der verspiegelten Kabine und lief den Gang entlang, bis ganz zum Ende. Die schwere Eisentüre dort führte auf das Dach. Sie öffnete ächzend eben diese und stieg die drei Betonstufen auf die Terrasse. Irgendjemand flüstere „psscht“,was sie aber nicht hörte. Die Terrasse lag da, wie an jedem anderen Tag, der Boden war sandig und Unkraut wuchs durch die Spalten zwischen den Bodenplatten, trostlos, wäre da nicht dieser Ausblick, wegen dem sie oft und gerne für ein paar ruhige Minuten hier nach oben trat. Nichts war schöner als der Blick über die Stadt, die sie liebte und besonders dieser Ausblick war unübertreffbar. Für einen Moment lang war sie verwundert und enttäuscht und wandte sich zum Gehen. Warum war hier niemand? Ihre Einladungen waren verschickt, das Datum und der Ort ihrer Feier eindeutig gekennzeichnet. Sie hatte keine große Überraschung erwartet, aber doch zumindest, dass irgendjemand kommen würde. Doch nun: Nichts. Als sie sich zum Gehen umdrehte, blieb sie geschockt stehen: Ihre Freunde und Kollegen standen mucks-mäuschen still in ihrem Rücken und begannen laut zu feiern, als sie sich umdrehte. Kuchen stand auf Biertischen bereit und die Getränkekisten stapelten sich. Auf dem Boden lagen Unmengen von Konfetti und Luftschlangen. Ihre Gäste tanzten um sie herum, vier Kollegen hoben sie in die Luft und riefen: „Hurra, hurra, die Chefin ist da!“. Es war auf seine eigene Art perfekt. Sie lachte und schloss glücklich die Augen. Angekommen.


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Montag, 12. Mai 2014
"Es ist sicher, sich mit dem Wind zu drehen,
wenn Gegenwind das Atmen schwerfallen lässt,
doch kennt wahre Freiheit nur,
wer den Sturm zu seinem Vorteil nutzt."

abendlicher Kreativ-Erguss zwecks Hausaufgabe.
Zugegeben, Aphorismen sind etwas ganz tolles :)


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Dienstag, 16. Juli 2013
Sie fluchte.
Sie fluchte über die dicke, graue Wolkendecke am Himmel, über die großen, kalten Regentropfen, die sich einen Weg über ihr kaltes, rotes Gesicht suchten.
Sie fluchte über die Kälte, die sie erfasste. Sie fror, innerlich wie äußerlich, ihr Herz wurde zu Eis, ihre Hände erfroren.
Ihr Lebenswille schwand.
Sie verfluchte die bleierne Schwere, die sie niederdrücken zu schien, die ewige Müdigkeit, die drohte ihr das Leben zu nehmen.
"Nimm es", bat sie. Doch sie wurde weiter gequält. Es war nur ihr Körper, der noch existiere, der den Regen und die Kälte wahrnahm.
Ihre Seele war schon lange tot.
Da, wo die Sonne immer schien, da wo ein bunter Regenbogen Farbe in ihr Leben brachte, täumte sie sich hin.
Es war eine geheime Welt, eine nur für sie existierende.


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Mittwoch, 22. Mai 2013
Antriebslos.
Lustlos.
Alles egal.

Eigentlich nicht.
Nicht wichtig genug,
um etwas zu tun.

eine Eigenschaft,
die ich mir wünsche,
ist Motivation.

Die fehlt mir,
immer.
Überall.

Lernen
ödet an.

Internet
so viel spannender

Alles ist interessanter
-als Französisch.
Oder Spanisch.

Sollte lernen.
Aber kann
zumindest die Hälfte.
Beim Rest logisch überlegen.

So wird die Arbeit
gut genug aber
nicht gut genug für mich.

Aber reicht.
Fehlende Motivation.
Fehlender Ansporn.
Fehlende Sonne
im Herzen.

Ferien- die Erlösung.
Davor: nicht versagen
nicht völlig.

Aber ein bisschen
ist schon okay...

@blue


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Dienstag, 14. Mai 2013
"Kinderzeiten"

Wenn ich Kinder schaukeln seh',
will ich in der Zeit zurück,
als alles noch so einfach war-
und ich noch so glücklich.

Kinderlachen, Frühlingsluft.
unbeschwerz und frei, spielend
in den ersten Sonnenstrahlen.
Ich will auch raus, Kind sein.

Kinderlachen, Sommerhitze.
Sie laufen durch die Gassen,
welche den Kleinen gehören.
Ihnen gehört die Welt.

Wenn ich Kinder schaukeln seh',
will ich in der Zeit zurück,
als alles noch so einfach war-
und ich noch so glücklich.

Kinderlachen, Herbstkastanien.
Suchend unter Bäumen, danach
im Haus einen warmen Kakao.
Sie haben Zeit, halten sie an.

Kinderaugen, Schneeballschlacht.
Mit roten Wangen, nassen Socken
Sind sie halb erfroren, doch
behalten sie ihre gute Laune.

Wenn ich Kinder schaukeln seh',
will ich in der Zeit zurück,
als alles noch so einfach war-
und ich noch so glücklich.

Strahlende Augen voller Stolz
Ich schau ihnen ins Gesicht
und mein Herz lächelt mit.
Traurige Augen voller Wut,
ich spüre ihren Schmerz:
Kinder sind ehrlich und echt.

Wenn ich Kinder schaukeln seh',
will ich in der Zeit zurück,
als alles noch so einfach war-
und ich noch so glücklich.

...So glücklich.


@Blue


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Dienstag, 7. Mai 2013
*man muss sich vorstellen, der Text wird so gerappt. Ich glaube, dass hört sich am Besten an xDD Also, zumindestens rappe ich das so im Kopf, wenn ich das durchlese. Fragt mich bitte nicht wieso Rap, ich hasse Rap:DD*

EDIT: wie findet ihr das LIed? Verständlich? Will ich nämlich meiner kleinen Schwester "schenken":)

"Kleine Schwester"

Lauf nicht, denn du hast Flügel,
sogar zwei, also benutze sie,
lasse sie nicht stutzte, denn
du bist frei wie ein Vogel.
Hinterm Horizont gehts weiter,
aber wenn ich dich brauche
bist du immer für mich da.

Behalt' dein goldenes Herz,
groß und für alle da
und wenn es jemand bricht,
ich bin da und flicke es für dich
und wenn auch das nichts hilft,
schenke ich dir eine Hälfte meines Herzens,
es ist groß genug für uns beide
und zeigt wie wíchtig du mir bist.

Vertrau auf dein Glück,
geboren unter dem richtigen Stern
wirst du es weit bringen, denn
du bist schlau und nett zugleich
und wirst du auch zweifeln
glaube an dich selbst
und am Ende wirst du kriegen,
was du wirklich willst.

Ein Blick in deine Augen,
macht jeden Menschen froh
und kannst du das nicht glauben
ich sag' dir es ist so, deine Augen
leuten heller als der Mond
und strahlen nur vor Freude
Behalte diese Freiheit,
die Gabe Glück zu schenken
und wirst du sie benutzten,
dir andre Menschen danken.

Meine kleine Schwester
für immer und für ewig
bin ich für dich da und
ich hoffe das weißt du
und wenn nicht, weißt du es jetzt.
Meine kleine Schwester,
bleib nur so wie du bist, wie du
sein willst, denn so bist du richtig.

@blue, 4+6. Mai 2013


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Dienstag, 30. April 2013
[ich kann auch reimen ;)]

"Nachtgestalten"

Der Abend, meine Lieblingszeit,
macht sich für die Nacht bereit.
Er pustet leis' die Kerzen aus,
um dann zu geh'n von Haus zu Haus.

Legt seinen Schleier auf die Welt,
kein Lich nun noch die Stadt erhellt.
Die Dunkelheit, sie kommt geschwind,
gut, dass wir keine Feinde sind.

Die Feinde alle schlafen gehen,
Kinder der Nacht nun aufersteh'n,
um mit Gesang und viel Gebrüll
zu zeigen sich, Tag's sind sie still.

Die Nacht ihr schützend Hand dem gibt,
der ihrer Macht abgöttisch liebt.
Den Andern spielt sie Streich und Spuk
und so das Augenlicht sie trügt.

Verlieren wird die Nacht doch nie,
Sie schaut dem Tag ins Angesicht.
Sie weiß', muss weichen, aber seh':
Der Tag, am Ende ist passé.

Komm' mit, lad ein zur dunklen Macht,
verzaubern wird dich ihre Fracht.
Schließ Frieden mit dem Feind in dir,
die Nacht ist rein und du mit ihr.


by Blue, vom 10.04.2013


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Montag, 15. April 2013
kleines Gedicht, inspiriert von der Rückfahrt heute, ich habe natürlich erstmal die falsche Bahn genommen & so^^

"Bahnfahren"

Menschen warten
Musik hörend,
Zeitung lesend,
telefonierend
auf ihre Bahn.

Menschen laufen
hektisch, laut.
Die Bahn kommt:
Manche steigen ein,
andre steigen aus.

Ich warte,
Musik hörend,
Menschen beobachtend,
mit Kopfschmerzen
auf meine Bahn.

Ich steige ein,
verfahre mich,
ärgere mich,
steige um,
komme an.

Zuhause.

@Blue


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Sonntag, 14. April 2013
solange ich die Umfrage laufen lasse, blogge ich hier nochmal ein Gedicht. Inspieriert von dem lestzen gelesenen Buch, vorallem die letzte Strophe bezieht sich auf "Das Schicksal ist ein mieser Verrater" bze auf englisch "The fault in our stars."
Bin auch schon dabei, die Liste mit 50 facts über mich zu schreiben, nur hab ich noch keine 50:DD

"Buchmagie"

Ich lese ein Buch,
tagsüber, draußen,
nachmittags in der Bahn,
um 12 in der Nacht.

Ich lese ein Buch,
angespannt, was passiert wohl?
Amüsiert, denn es ist lustig.
Weinend, so tragisch es ist.

Ich lese ein Buch,
gelangweilt, weiß was passiert,
erstaunt über die Wendung,
gefangen vom Schreibstil,
beeindruckt von der Geschichte.

Ich lese ein Buch,
verschwinde aus der Realität ,
fühle mit den Charakteren,
Musik wird zum Soundtrack
ihres fiktiven Lebens.

Ich lese ein Buch,
blättere um die Seite,
doch sie ist ungeschrieben.
Mittendrin, das Buch ist zuende.

@blue :)


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