Dienstag, 9. Oktober 2018
Es gibt Sachen, die wir viel zu selten machen. Fremde Menschen ansprechen z.B., wenn sie sympatisch aussehen. Ich hab vor einer Weile angefangen, fremde Menschen in der Tram anzulächeln. Nicht alle bemerken das. Manche bemerken es und sind irritiert. Manche lächeln zurück.

Heute saß ein Mann in der Tram, der in ein Buch vertieft war. Also, richtig vertieft. Sein Gesicht spiegelte die ganze Konzentration, die er ins Lesen streckte und die ganze Spannung. Als er die Bahn verließ, lief er an mir vorbei und schaute mich an. Ich lächelte ihm zu. Er erwiderte das Lächeln nicht, war ein bissche irritiert. Als er draußen an der Tram am Fenster vorbeilief, schaute er hinein und mich nochmals an. Ich lächelte nochmal, und er erwiderte das Lächeln. Als er an der roten Ampel wartete, schaute er nochmal in Richtung Tram.

Vor ein paar Wochen hab ich mich in einen Typen blitzverliebt (und ich bin ja niemand, der jemanden nach der Nummer fragt oder so. Leider. Denn den seh ich ja vermutlich nie wieder....). Naja, jedenfalls kam der so in den ziemlich vollen bus und fragt die alte Dame vor mir, ob er da am Fensterplatz sitzen kann (die Dame saß außen). Die Dame steht also, recht langsam weil alt, auf und während er wartet , schaut er im Bus herum. Unsere Blicke kreuzen sich, ich lächel ihn an ohne groß drüber nachzudenken, und er lächelt mir mit einer Wucht und Intensität und ohne Zögern zurück. Er setzt sich. Nach einer Minute dreht er seinen Kopf, als würde er sich zu mir umdrehen wollen, lässt es aber doch. Bis die alte Dame etwas später aussteigt. Irgendwann dreht er sich doch zu mir um und wir lächeln uns an. Ich muss zuerst aussteigen. Als ich an der Tür stehe, weiß ich, dass er mich anschaut und drehe mich um. Wir tauschen ein letztes Lächeln.

Ein anderes war ich in einem Cafe und ein Typ mit Hund stand da rum, und redete mich jemandem auf Englisch. Halb wegen dem Hund, halt wegen dem Englisch starrte ich alle Minute abwechselnd auf Hund und Herrchen. Der Typ, ein älterer Herr bemerkte dass, schaute zu mir züber, als beziehe er mich in sein Gespräch mit ein (ich hab nicht wirklich zugehört, denn ich wollze eigentlich lesen). Schließlich kommt er zu mir rüber und stellt mir seinen Hund vor. Irgendwie setzt er sich an den Nebentisch mit seiner Nachbarin und warum auch immer, bezieht er mich jetzt wirklich in deren Gespräch ein. Inzwischen weiß ich, dass er immer Leute kennenlernt.

Alle drei Situationen entstanden aus der Aufmerksamkeit zwischen Leuten. Leute, die sich ihre Umgebung aufmerksam anschauen. Und aus ein wenig 'Mut' (man lächtelt jetzt ja auch nicht immer fremde Menschen an) :D


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